Blaufelden (Druckversion)

Gedenkfeier zum Volkstrauertag

Demokratie gemeinsam schützen
Erinnerung

Beim Volkstrauertag auf dem Blaufeldener Friedhof gedenken rund 50 Teilnehmende den Opfern von Kriegen. Die ehemalige Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt ruft zum Frieden auf.
Auch wenn die Sonne strahlt, auf dem Blaufeldener Friedhof haben sich am Sonntag um die Mittagszeit rund 50 Teilnehmende zu einem ernsten Anlass zusammengefunden. Der Volkstrauertag hat – wie nicht nur die Akteure dort bemerken – angesichts des Ukraine-Kriegs einen aktuelleren Anlass in Europa als je zuvor. Zum Gedenken an die Opfer von Kriegen legt Bürgermeisterin Petra Weber mit dem katholischen Pfarrer Bernhard Fetzer vor dem Kriegerdenkmal einen Kranz ab.


Ich habe das Glück, in der wunderbaren Zeit des Friedens geboren worden zu sein.
Petra Weber
Blaufeldener Bürgermeisterin


Pfarrer Marcus Götz von der evangelischen Kirchengemeinde betet mit den Besucherinnen und Besuchern und ruft Gott an, denn er wisse um das Leid, das über die Menschen wegen der Kriege gekommen ist und nun wieder komme. „Du weißt, wie Menschen Trauer tragen“, sagte er.


Ich hätte nie
gedacht, dass
ich heute dafür bin, der Ukraine Waffen zu liefern.

Evelyne Gebhardt
ehemalige Europaabgeordnete


Gott solle dafür sorgen, dass man auf Erden erkenne, dass der Gewinn eines Krieges bedeute, Frieden zu verlieren. Der Herr solle den Menschen Frieden schenken, vor allem dort, wo Kriege tobten.
„Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass Russland die Ukraine angreift“, meint Bürgermeisterin Petra Weber bei ihrer Rede in der Aussegnungshalle. Seitdem werde man von furchtbaren Bildern überflutet, gebe es Nachrichten von absichtlich beschossenen Flüchtlingskonvois. „Für viele sind die Bilder neu“, sagt sie. Sie frage sich aber, wie diese auf die Menschen wirkten, die noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt hätten. Sie kenne dies nur aus Erzählungen. „Ich habe das Glück, in der wunderbaren Zeit des Friedens geboren worden zu sein“, meint die Rathauschefin.
Sie habe zwar viel aus Erzählungen erfahren, das sei aber nicht dasselbe wie eigene Erfahrungen zu machen. Die Bedeutung der Solidarität in der Europäischen Union sei angesichts des Ukraine-Krieges wichtiger denn je, sagt Weber und übergibt an Evelyne Gebhardt, die als Bürgerin von Frankreich und Deutschland, langjähriges Mitglied und auch Vizepräsidentin des Europaparlaments über Einblicke in die EU verfüge, wie „kaum jemand.“
Die SPD-Politikerin aus Schwäbisch Hall erinnert daran, dass die Zahl 1945 in vielen Ländern bedeutend sei, nicht nur für das Ende des Krieges und viel Leid stehe, sondern auch, dass danach die Grundlage für die Europäische Union geschaffen wurde. „Regierungschefs haben sich zusammengesetzt, damit so etwas nicht mehr geschieht“, sagt sie. Die territorialen Rechte wurden festgelegt, auch die Sowjetunion und später deren Nachfolgestaaten hätten dies ratifiziert. „Es war für uns unvorstellbar“, kommentiert sie den Angriff Putins auf die Ukraine. Schon die Annexion der Krim sei schlimm genug gewesen. Dabei sei der neue Krieg genauso schrecklich wie die in früheren Jahren und zwinge die Einwohner zur Flucht. „Ich bin stolz auf unsere Gesellschaft, mit welcher Sorgfalt und Liebe sie die Menschen aufgenommen haben“, findet sie.
Es sei nicht einfach, 27 Regierungschefs der EU unter einen Hut zu bekommen, trotzdem hätten alle an einem Strang gezogen, um genau die mit Sanktionen zu belegen, welche den Krieg angezettelt haben. Sie selbst habe früher gegen Krieg und Waffen demonstriert.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich heute dafür bin, der Ukraine Waffen zu liefern“, sagt Gebhardt. Denn der Krieg sei auch einer gegen Freiheit und Demokratie, die es gemeinsam zu schützen und an die Kinder weiterzugeben gelte. Auswirkungen des Ukraine-Krieges seien auch in Deutschland auf dem Nahrungs- und Energiesektor zu spüren. Deshalb sei es wichtig, hierzulande für die Demokratie zu kämpfen und dem Rechtsextremismus „kein Futter zu geben“. Es gelte, künftig zusammenzustehen, um die Demokratie beizubehalten und weiterzuentwickeln.
 

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